Emmi Johannsen – Mordseeluft

Emmi Johannsen – Mordseeluft – ein Borkum-Krimi

Mordseeluft ist ein kurzweiliger Urlaubskrimi, der ohne viel Grausamkeit auskommt, aber mit einer Brise Nordseeluft und Humor. Ich habe Mordseeluft gelesen, als ich selbst gerade in Ostfriesland Urlaub gemacht habe und dann ist dieser Krimi genau die richtige Lektüre.
Caro Falk ist frisch von ihrem Ehemann getrennt, der sie mit Dutzenden oder vielleicht sogar hunderten von Frauen betrogen hat. Die gebürtige Kölnerin, die mit ihrem Ex in Berlin gewohnt hat, unterzieht sich einer Mutter-Kind-Kur auf Borkum, der Heimat von ihrem Ex. Dort findet sie zum einen, einen Verbündeten gegen ihren Ex in der Gestalt des Schwiegervaters und zum anderen, eine Leiche.
Ihr Schwiegervater, Hinnerk, ist ein Urgestein der Insel, ebenso trocken, wie man es erwartet, aber mit einem weichen Kern.
Die örtliche Polizei vermutet eine natürliche Todesursache und unternimmt wenig, um einen eventuellen Mörder zu finden.
Caro entdeckt ihre Leidenschaft für die Detektivarbeit und mit dem Türsteher Jan Akkermann begibt sie sich auf die Suche.
Die Autorin schreibt humorvoll, bringt die Sorgen von Alleinerziehenden in vielen Stellen auf den Punkt und insbesondere die Beschreibungen der Personen sind detailliert. Gut gefallen hat mir, dass die Insel Borkum mit ihren Eigenarten in das Buch mit eingeflossen sind, so erwähnt sie zum Beispiel das traditionelle Volksfest Klaasohm auf der Insel.
Auf der Umschlagseite steht, es ist der erste Fall von Caro Falk und Jan Akkermann, deshalb ging ich davon aus, dass noch weitere folgen, und tatsächlich hat die Autorin im März 2021 ein weiteres Buch veröffentlicht „Mordseestrand“, indem das Duo erneut ermittelt.
Emmi Johannsen ist ein Pseudonym der Schristellerin Christine Drews, die bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat und daneben Drehbücher verfasst.

Elizabeth Strout – deutsche Übersetzung „Mit Blick aufs Meer“. Roman über das Leben. Originaltitel „Olive Kitteridge“

Crosby ist eine gewöhnliche Kleinstadt an der Küste von Maine in den USA. Die Autorin Elizabeth Strout lässt uns hinter die Fassaden der Häuser blicken. Die Fassaden, die einer gut bürgerlichen Stadt gerecht werden. Doch jede Familie hat eine eigene Geschichte, mal überraschende, teilweise erschreckende und immer einzigartige Lebensgeschichten. Die Protagonistin Olive Kitteridge ist eine ehemalige Mathelehrerin, die extremen Stimmungsschwankungen unterliegt. Sie hört anderen Menschen zu, ist oft boshaft („Du warst die gefürchtetste Lehrerin an der ganzen Schule, Mom“), manchmal warmherzig und bringt die Sachen ehrlich und offen auf den Punkt („Das hat jeder schon erlebt, dass er jemanden am liebsten umbringen will“). Mit ihrer Art eckt sie an, nicht nur in ihrer eigenen Familie, sondern ebenfalls bei den Bewohnern der Stadt Crosby. Oft fragen sich die Leute aus dem Ort, warum ein so netter und freundlicher Ehemann, Henry, eine solch boshafte und verbitterte Frau geheiratet hat. An Olive kommt keiner in der Stadt vorbei, sie ist präsent und mit ihr begegnen wir den Lebensgeschichten der Menschen. Elizabeth Strout erzählt in jedem Kapitel über eine andere Familie, dabei lässt die Autorin uns zunächst die Äußerlichkeiten der Geschichte wahrnehmen, um im Laufe des jeweiligen Textabschnitts immer weiter in die Tiefen der Gefühle einzusteigen. Liebevoll führt sie die ganze Bandbreite, von Kummer, Freude, Trauer, Wut und Angst auf. Der Leser erfährt von kleinen und größeren Familiendramen über die sich die Bewohner von Crosby sich das Maul zerreißen nach der Kirche oder im Clubhaus. Auch Olive Kitteridge hat eine eigene Lebensgeschichte, die sie zu dem Menschen werden ließ, der sie im Alter ist. Ihr Sohn, Christopher, den sie abgöttisch geliebt und mit ihrer Liebe erdrückt hat, wendet sich von ihr ab. Ihr Mann, Henry, hat einen Schlaganfall und Olive macht sich immer mehr Gedanken über das Leben („Die wenigsten Menschen wussten, was sie am Leben hatten, solange sie es noch leben durften“), die Liebe und ihre eigenen Gefühle nach und nimmt sie uns dabei mit auf diese Reise. Obwohl Olive häufig die Schuld bei den anderen sucht, erkennt sie im hohen Alter, dass sie in vielen Sachen eine Mitschuld trägt oder teilweise komplett Schuld an ihrer Situation hat.
Die Autorin verwendet eine bildhafte Sprache, teilweise mit verschachtelten Sätzen, die Natur und die Gefühle der Menschen vor dem geistigen Auge sichtbar werden lassen. Ihre Dialoge sind dabei erfrischend ehrlich und direkt.
Ein Buch über Lebensgeschichten, die skurril, normal, erschreckend oder furchtbar sind, wie sie das tatsächliche Leben schreibt. Der Roman ist damit eine Aneinanderreihung von Erzählungen, die mit der Hauptfigur Olive verbunden werden. Elizabeth Strout reißt dabei einige Dramen nur an und der Leser wird im Dunkeln gelassen über den weiteren Verlauf innerhalb der einzelnenFamilie.
Mit einer gewissen Ironie werden die Geschichten erzählt. Mit treffenden Metaphern werden insbesondere die Natur und die Ostküste beschrieben, sodass man glaubt, man wäre vor Ort.
Elizabeth Strout, geboren 1956, wuchs selbst in einer Kleinstadt in Maine auf. Die Originalausgabe erschien im Jahr 2008 unter dem Titel „Olive Kitteridge“. 2009 erhielt sie für den Roman „Mit Blick aufs Meer“ den Pulitzerpreis.