Lesechallenge März 2023

Der Lesemonat März 2023 geht zu Ende und wieder habe ich ein älteres Buch, ein Sachbuch und einen neuen Roman gelesen. Detaillierte Beschreibungen der einzelnen Bücher findet ihr in den meinen vorherigen Blogbeiträgen.
Aus dem Februar noch mitgenommen, habe ich Dörte Hansen „Altes Land“. Dörte Hansen ist in meinen Augen eine Meisterin der schönen Worte. Die Sprache, die sie verwendet, ist ehrlich, direkt und mit einem typischen norddeutschen Charakter. Empfehlung: absolut.
Weiter ging es mit „Die Kunst des Verschwindens“ von Melanie Raabe. Es ist ein Roman zwischen Magie, Spannung und Seelenverwandtschaft. Dieses Buch hat mich mitgerissen und ich bin ein neuer Fan der Autorin, der ich dann auch diesen Monat auf der Lesung in Koblenz begegnet bin. Empfehlung: ja, in jedem Fall lesen.
Mitte März bin ich dann in ein Genre gegangen, das ich normalerweise nicht unbedingt betrete: Liebesromane. Ich liebe Familien-, Generationen- und Gesellschaftsromane, aber ich habe bei Julia Stumpp „Wie Papierschiffchen im Fluss“ wieder gemerkt, dass Liebesgeschichten nichts für mich sind. Daher kann ich auch keine klare Empfehlung aussprechen, da ich es nicht beurteilen kann. Dies überlasse ich anderen. Ich fand das Buch unterhaltsam, aber es hat mich nicht in den Bann gezogen, wie andere Bücher. Wie gesagt, dies ist aber eher der Fall, weil es nicht mein Genre ist.
Mein Sachbuch war „Das kleine Buch vom Fasten“ von Rüdiger Dahlke. Es hat mich leider nur drei Tage begleitet und nicht, wie geplant, sieben. Dies lag nicht am Buch, sondern wohl eher an meinem Durchhaltevermögen. Ich empfehle das Buch zur Fastenbegleitung trotzdem und werde es im September erneut herausholen.
Gestern Abend habe ich dann den Monat mit „kalt und still“ von Viveca Sten beendet. Erst heute Morgen habe ich dazu einen Beitrag erstellt, daher an dieser Stelle einfach nur Daumen hoch zu diesem Buch.

Viveca Sten – kalt und still

Ich habe schon lange keinen Krimi mehr gelesen. Oft erschreckt mich die Brutalität, mit der die Details von dem Verbrechen erzählt werden. Das Buch von Viveca Sten „kalt und still“ habe ich regelrecht verschlungen. Es ist von der ersten bis zur vorletzten Seite absolut spannend geschrieben. Verzichtet wird dabei auf die Beschreibung roher Gewalt, dafür legt die Autorin wert darauf, die Gefühle ihrer Protagonisten zu veranschaulichen. Nun aber zum Inhalt. Die Polizistin Hanna Ahlander verliert innerhalb von einem Tag Job und Freund. Ihr Leben ist damit völlig aus den Fugen geraten und sie flüchtet nach Are in den Norden Schwedens, um wieder zu sich zu finden. Hier ist anzumerken, dass man als Leser ganz nah bei Hanna ist. Die Autorin nimmt einen mit und Gefühle und Handlungen der Polizistin kann jeder (oder zumindest jede Frau) nachvollziehen. In dem Skiort Are verschwindet das 18-jährige Mädchen Amanda. Bei minus 20 Grad ist schnelles Handeln erforderlich, damit es eine Überlebenschance hat. Hanna kämpft sich wieder in ihr Leben zurück, in dem sie bei der Suche hilft.
Spannend, fesselnd und voller Gefühle. Die Polizistin hat vorher in einer Abteilung gearbeitet, in der sie sich um Frauen gekümmert hat, die Gewalt erfahren haben. Dieses Thema spielt immer wieder eine Rolle in dem Krimi, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Dieser Krimi ist absolut lesenswert. Erschienen ist die deutsche Übersetzung 2022 im dtv. (Unbeauftragte Werbung – eigenes Exemplar).
Dieses Buch habe ich gestern Nacht zu Ende gelesen und damit meinen Lesemonat März einen Tag später beendet.

Elke Heidenreich – Hier geht´s lang! und Erika

Ein Tag nach dem Weltfrauentag mache ich es mir mit Büchern der wundervollen Elke Heidenreich gemütlich. Ich persönlich schätze sie sehr. Sie sagt ihre Meinung, sie eckt an und ihre Buchempfehlungen sind herausragend.
„Hier geht´s lang!“ empfehle ich allen, die gerne lesen und über den Tellerrand schauen wollen. Lesen macht glücklich und ist das Leben von Elke Heidenreich. Bücher von Frauen haben die Schriftstellerin dabei begleitet und geprägt. Das Buch handelt von ihrer persönlichen Geschichte in Bezug auf Frauenliteratur, aber nicht nur davon, sondern auch von ihrem Leben generell. Angereicht mit Bildern von ihr und den anderen Autoren. Es ist wirklich bedauerlich, dass die damalige Literatursendung „Lesen!“ abgesetzt worden ist. Es würde das heutige Fernsehprogramm wieder Format geben. Kinderbücher von Astrid Lindgren, Enid Blyton und Else Ury, die ebenfalls meine Kindheit geprägt haben, werden genauso besprochen, wie Virgina Woolf und Simone de Beauvoir. Nicht jeden Titel, den sie hier auflistet, würde ich lesen, aber ich habe mir beim Schmökern einige Notizen gemacht, welche Lektüre ich mir kaufen werde.
Ganz nebenbei (im Wartezimmer) habe ich das schmale Buch „Erika“, ebenfalls von Elke Heidenreich und dem Illustrator Michael Sowa gelesen. Es handelt vom verborgenen Sinn des Lebens und von einem riesigen Plüschschwein, die Erika. Die Feiertage stehen vor der Tür und Betty weiß nicht, wohin sie gehört. Sie begibt sich mit dem Kuscheltier auf Reisen und hat Begegnungen mit Menschen, die sie sonst nicht hätte. Eigentlich ist es eine Weihnachtsgeschichte, aber gestern hatten wir reichlich Schnee. Warum also nicht eine weihnachtliche Geschichte?

Die Brotbibel – Gaumenkönig

Dies ist jetzt kein richtiger Lesetipp, sondern eher mal ein Beitrag zu meiner zweiten Leidenschaft – dem Brot backen. Gestern noch schnell ein Brot gebacken für die hungrige Meute. Denn dieses Jahr habe ich nicht nur meine alljährliche Lesechallenge, sondern habe mich auch auf eine Backchallenge eingelassen. Die Brotbibel hält hierfür 101 himmlisch gute Brotrezepte parat. Der Butter-Stuten gestern war Nummer 17 im Jahr 2023. Ich finde, ich bin sehr gut in der Zeit. Manche Rezepte sind dabei außergewöhnlich und die meisten ungewöhnlich lecker. Es gibt sehr gesunde, die ebenso schmecken, wie das Buchweizenbrot, aber auch gesund und schmackhaft ist dabei, wie das Sesambrot. Dieses habe ich tatsächlich bereits dreimal in diesem Jahr gebacken und löst sich in Luft auf, sobald meine beiden Jungs aus der Schule kommen. Die Vielfalt von Brot war mir davor gar nicht bewusst. Jetzt muss ich erstmal auf die Suche nach Hanfsamen gehen, wo ich diese auch immer bekomme. Ein paar kleinere Fehler sind zwar in dem Rezeptbuch vorhanden (es fehlt schonmal eine Zutat in der Liste), aber ansonsten absolut empfehlenswert. Die Brote sind meistens leicht zu backen und bis auf eins sind mir alle gelungen. Wobei dies natürlich auch an mir liegen könnte. Wer Bilder benötigt, um sich an das Brot backen zu wagen, ist bei diesem Buch falsch, denn das Team vom Gaumenkönig hat sich bewusst gegen Fotos entschieden. Dafür gibt es zahlreiche extra Tipps ums Backen und eine Anleitung zur Erstellung eines Sauerteigsansatzes. Den habe ich bisher noch nicht ausprobiert, steht aber oben auf meiner To-Do-Liste.

Lesechallenge 2023

Tadaa, da bin ich wieder. Im Jahr 2022 bin ich kurz mal abgetaucht. Jede freie Minute neben der Arbeit und den Kindern habe ich in mein erstes Buch gesteckt. Und was soll ich sagen? Ich befürchte, geschriebene Bücher sind Herdentiere, denn bereits jetzt zieht mich eine weitere Buchidee in einen Schreibflow. Was jetzt aus meinem ersten Roman wird, berichte ich demnächst hier auf der Seite. Nun aber zum eigentlichen Beitrag.
Für dieses Jahr war meine Vorsatzliste wieder immens. Ein Punkt auf dieser Liste war das Lesen. 2022 ist es etwas zu kurz gekommen und wenn lesen deine Leidenschaft ist, dann bereitet eine Reduktion dieser Tätigkeit körperliche Schmerzen in Dir. Wer di

e Buchleidenschaft mit mir teilt, fühlt hier sicherlich ähnlich.
Mehr zu lesen ist für mich stets der beste Vorsatz, denn er macht am meisten Spaß.
Dieses Jahr habe ich dafür eine Lesechallenge für mich aufgestellt. In unserem Haus mit zwei Teenagerjungen wird fast ausschließlich in Challenges gedacht, um sich zu motivieren. 2023 verlasse ich auch beim Lesen meine Komfortzone und stürze mich auf Bücher, die ich sonst nicht bevorzuge, um den Horizont zu dehnen.
Dabei besteht

meine Challenge darin mindestens drei Bücher jeden Monat zu lesen. Die Voraussetzung, um für die Herausforderung gewählt zu werden, ist wie folgt: ein Buch, was vor längerer Zeit veröffentlicht wurde; ein Buch, was vor kurzem veröffentlicht wurde, und ein Sachbuch. Dies hört sich jetzt etwas nach Arbeit, anstatt nach Freude an. Aber ich sage euch: diese Challenge wird für mich die wahrste Wonne sein.
Im Januar habe ich dies erfolgreich erledigt. Immer mit dabei ist mein Lesezeichenkalender von Loriot, denn ich entzückend finde.
Das ältere Buch war „Schlafes Bruder“ von Robert Schneider. Das jüngere Buch war „Home, sweet home“ von Joy Fielding und das Sachbuch war diesmal „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl.
Ich sage es gleich vorweg, alle drei Bücher haben mich auf ihre Weise berührt.

„Schlafes Bruder“ ist ein Buch, das man nicht nebenbei liest. Es handelt sich um einen Bildungsroman. Und dies führt dazu, dass es sich empfiehlt, dieses Buch nicht im Bett kurz vor dem Schlafengehen zu lesen, sondern morgens, wenn die Familie am Wochenende noch schläft.
Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in einem kleinen Bergdorf, wo es in dieser Zeit häufig Inzucht gab und die Bildung sekundär. Hier wird Johannes Elias Alder, der Protagonist, hineingeboren. Die Art wie der Autor über Töne und Geräusche schreibt, nimmt einen mit auf eine Reise in diese Welt. Es ist kaum zu begreifen, wie Robert Schneider eine solche Vielfalt der Töne aufnimmt und beschreibt. Denn der Protagonist besitzt eine außergewöhnliche Begabung – ein Gehör, das die Töne präzise wahrnimmt und damit auch die Fähigkeit, die Musik auf der Orgel intensiv zu spielen. Diese Fertigkeit verkommt in dem verschlafenen Örtchen jedoch komplett. Das Leben von Elias und seinem Freund Peter wird durch die Eltern in die gewohnten Bahnen gelenkt. Ein Ausbrechen ist kaum möglich. Neben der Musik handelt das Buch von der unerfüllten Liebe von Elias. Im Laufe des Romans heiratet seine Angebetete einen anderen Mann und Elias verliert die Fähigkeit zu lieben, dadurch stürzt er in eine Depression. Am Ende erlangt er zwar wieder die Möglichkeit zu lieben, doch er beschließt, nicht mehr zu schlafen, um zu sterben.
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt, aber insbesondere die Art des Autors zu schreiben, hat mich fasziniert. Da habe ich auch hingenommen, dass es kein Happyend gibt.
Mein Fazit: Dieses Buch sollte in keinem Bücherregal fehlen. Achtet auf die Wortschöpfungen des Autors, es lohnt sich.

„Home, sweet home“ lässt uns in die Abgründe hinter den Türen und in den Köpfen der Menschen blicken. Die Autorin Joy Fielding kennt mit Sicherheit jeder hier, aber mit diesem Buch hat sie mal wieder einen echten Hit gelandet. Von der ersten Seite an wird man in den Bann gezogen und versetzt sich in die Protagonisten. Ein Buch für jede Lebenslage. Nur die Gefahr besteht, dass es nicht mehr aus der Hand zu legen ist.
Der Thriller spielt in einer ruhigen, gepflegten Wohnsiedlung in Florida, in die Maggie nach einem traumatischen Erlebnis mit ihrer Familie gezogen ist. Doch nicht nur ihr Mann verlässt sie, sondern auch die Nachbarschaft erweist sich nicht als so idyllisch, wie auf dem ersten Blick angenommen. Am Anfang schauen wir hinter jede Tür der Siedlung, hier fällt auf, dass jede Familie ihre Geheimnisse haben und nicht jedes davon direkt offensichtlich ist. Von Kapitel zu Kapitel erfahren wir Leser mehr von diesen Abgründen. Gesellschaftliche Probleme kommen zur Ansprache: Arbeitslosigkeit, Fremdgehen, Missbrauch, Gewalt, emotionale Abhängigkeiten. Mit diversen Cliffhangern wird das Buch spannend und der Suchtcharakter verstärkt. Erst am Ende wird aufgeklärt, was bereits am Anfang des Buches zur Sprache kommt – ein Schuss.
Fazit: Absolut empfehlenswert.

„Das Kind in dir muss Heimat finden“ ist ebenso kein Buch für nebenher. Wenn man sich gerne mit sich selbst auseinandersetzt und verstehen möchte, warum man in einigen Situationen immer wieder gleich reagiert, dann ist dieses Buch absolut richtig. Doch gleich vorab: hier muss man mitarbeiten. Dies führt auch dazu, dass vielleicht die eine oder andere Erkenntnis über einen selbst schmerzhaft ist. Ob der Ansatz in dem Buch neu ist, kann ich nicht beurteilen. Lohnenswert ist die Auseinandersetzung in jedem Fall. Und für mich hat sich die Arbeit mit dem Buch auch als richtig herausgestellt. Stefanie Stahl gibt einem immer wieder Übungen an die Hand, um mit dem verletzten „Schattenkind“ zu arbeiten, wodurch dies auch anwendbar ist.
Die unterschiedlichsten Glaubenssätze und den Umgang mit ihnen wird beschrieben, was ich persönlich sehr hilfreich fand.

Dies waren meine Januar-Bücher. Der Februar ist bereits halb rum, aber ich habe auch für diesen kurzen Monat schöne Bücher rausgesucht.
Demnächst werde ich aber mal wieder ein paar Kurzgeschichten hier zum Besten geben.

Dan Brown – Das verlorene Symbol

Ein unbestrittener Meister seines Faches ist der Schriftsteller Dan Brown. Der Thriller, der im keinen Buchregal fehlen sollte und wahrscheinlich auch in den wenigsten Haushalten fehlt, ist zugegebenermaßen schon recht alt – jedenfalls für den Buchmarkt – und doch immer noch faszinierend und lesenswert. Tatsächlich habe ich diese illustrierte Ausgabe von 2011 gelesen, weil sie mir nach einem Todesfall im Bekanntenkreis in die Hände gefallen ist. 2009 hatte ich bereits das gebundene Buch gelesen, doch die Ausgabe mit den Illustrationen hat mir ebenso gut gefallen, so wird dieser Thriller noch zusätzlich mit Fakten untermalt. Diesmal habe ich auch das Werk nicht einfach verschlungen, sondern teilweise parallel Google in Anspruch genommen, um das eine oder andere noch tiefer zu ergründen. Eine wirklich spannende Angelegenheit, die mich zu der einen oder anderen Erkenntnis gebracht hat. Hier soll es jedoch um das Buch gehen.
Robert Langdon, der ja bereits aus den vorherigen Büchern von Dan Brown bekannt ist, tritt direkt am Anfang in Erscheinung. Der Professor und Symbologe erhält eine dringende Nachricht von seinem Mentor, Peter Solomon, Robert solle in Washington einen Vortrag halten. Statt einem gespannten Publikum erwartet den Professor jedoch eine abgetrennte Hand mit diversen tätowierten Symbolen und ein weiteres Abenteuer. Nicht nur Robert Langdon rutscht von einer Überraschung zur nächsten, bei denen sich die Ereignisse überschlagen, sondern auch der Leser ist kaum in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen. Der Täter, der die Hand im Kapitol platziert hat, scheint skrupellos, wandlungsfähig, intelligent und perfide zu sein. Diese Mischung ist gefährlich für alle Beteiligten, doch er benötigt auch Robert auf der Suche nach einem Geheimnis, dass bei Entdeckung den Lauf der Geschichte verändern wird.
Dan Brown lässt, wie in all seinen Büchern, sein fundiertes Wissen über geheime Symbole und geschichtliche Mysterien einfließen, ohne den Leser zu erschlagen, sondern ihn eher neugierig zu machen, um noch mehr Details zu erfahren. Immer wieder erhält das Buch eine Wendung, mit der man nicht gerechnet hat, um noch weiter in die Symbolik einzusteigen, um weitere Fakten zu erlangen. Bis zum Schluss kann der Autor die Spannung aufrecht erhalten und den Leser durch diverse Wendungen verblüffen. Dabei ist Dan Brown ein Meister in Rückblicken, die er so leicht und flüssig in den Text einbaut, als wäre es ein Selbstverständnis. Teilweise ist es nur ein einziger Satz, den der Leser benötigt, um ein Detail zu erhalten, das noch benötigt wird, um das Puzzle zu lösen.
Ich habe das Buch erneut gerne gelesen, weil die Spannung gehalten wird und dies auf immerhin 748 Seiten. Aber auch, weil ich viel dazugelernt habe und weiter hinterfragt habe.
Dan Brown – Das verlorene Symbol ist im Lübbe Verlag veröffentlicht worden. Der amerikanische Autor ist 1964 in New Hampshire geboren. Das verlorene Symbol ist nach Illuminati und Der Da Vinci Code das dritte Buch in der Reihe.

Micha Krämer – Das Unrecht des Stärkeren

Es ist bereits Nina Morettis 11. Fall, aber ich habe nur dieses im Jahr 2020 erschienes Buch von Micha Krämer gelesen. Aber wer weiß, vielleicht folgen noch weitere Bücher in meine Lesereihe vom Westerwälder-Krimi-Autor, dessen Bücher in Betzdorf spielen (oder zumindest dieser 11. Fall). Der Ort im Westerwald liegt nur ca. 40 min. Fahrzeit von meinem Wohnort entfernd, wodurch ich natürlich schon alleine deswegen neugierig auf das Buch geworden bin.
Es ist häufig schwierig, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Denn was Recht ist, liegt eben auch an der Perspektive, von wo es betrachtet wird. Doch Recht gesprochen wird in Deutschland an den Gerichten, auch wenn dieser Richterspruch für einige eher ungerecht ist.
Dies sieht der Scharfschütze in dem Krimi ebenso und sorgt für seine vermeintliche Gerechtigkeit. Er übt durch seine Morde Selbstjustiz und scheint dabei einen genauen Plan zu verfolgen.
Mir hat das Buch gefallen, insbesondere die detaillierte Beschreibung der Gegend, macht es für einen Westerwälder lesenswert. Ebenso gelungen finde ich, wie der Autor, die persönliche Ebene von der Kommissarin Nina näher bringt und dadurch der Leser sehr nah bei der Ermittlerin ist. Die Polizistin wird dadurch menschlich und auch für sie ist die Rechtsprechung manchmal nicht nachvollziehbar, wodurch auch hin- und hergerissen ist, zwischen Sympathie und Antipathie zum Schafschützen.
Ich bin kein Freund von blutrünstigen, brutalen Krimis und bin daher auf meine Kosten gekommen. Für mich ist die kriminalistische Recherche weitaus interessanter und diese ist hier gut getroffen.
Der Autor ist 1970 geboren und lebt – wie kann es anders sein – im Westerwald. Erst mit Ende dreißig hat er sein erstes Buch veröffentlicht und kommt seitdem vom Schreiben nicht mehr los. Seine Lesungen sind sehens- und hörenswert, denn Micha Krämer ist nicht nur Autor, sondern auch Musiker. Absolut sympathisch.

Emmi Johannsen – Mordseeluft

Emmi Johannsen – Mordseeluft – ein Borkum-Krimi

Mordseeluft ist ein kurzweiliger Urlaubskrimi, der ohne viel Grausamkeit auskommt, aber mit einer Brise Nordseeluft und Humor. Ich habe Mordseeluft gelesen, als ich selbst gerade in Ostfriesland Urlaub gemacht habe und dann ist dieser Krimi genau die richtige Lektüre.
Caro Falk ist frisch von ihrem Ehemann getrennt, der sie mit Dutzenden oder vielleicht sogar hunderten von Frauen betrogen hat. Die gebürtige Kölnerin, die mit ihrem Ex in Berlin gewohnt hat, unterzieht sich einer Mutter-Kind-Kur auf Borkum, der Heimat von ihrem Ex. Dort findet sie zum einen, einen Verbündeten gegen ihren Ex in der Gestalt des Schwiegervaters und zum anderen, eine Leiche.
Ihr Schwiegervater, Hinnerk, ist ein Urgestein der Insel, ebenso trocken, wie man es erwartet, aber mit einem weichen Kern.
Die örtliche Polizei vermutet eine natürliche Todesursache und unternimmt wenig, um einen eventuellen Mörder zu finden.
Caro entdeckt ihre Leidenschaft für die Detektivarbeit und mit dem Türsteher Jan Akkermann begibt sie sich auf die Suche.
Die Autorin schreibt humorvoll, bringt die Sorgen von Alleinerziehenden in vielen Stellen auf den Punkt und insbesondere die Beschreibungen der Personen sind detailliert. Gut gefallen hat mir, dass die Insel Borkum mit ihren Eigenarten in das Buch mit eingeflossen sind, so erwähnt sie zum Beispiel das traditionelle Volksfest Klaasohm auf der Insel.
Auf der Umschlagseite steht, es ist der erste Fall von Caro Falk und Jan Akkermann, deshalb ging ich davon aus, dass noch weitere folgen, und tatsächlich hat die Autorin im März 2021 ein weiteres Buch veröffentlicht „Mordseestrand“, indem das Duo erneut ermittelt.
Emmi Johannsen ist ein Pseudonym der Schristellerin Christine Drews, die bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat und daneben Drehbücher verfasst.

Hinter deiner Wirklichkeit ein Urban-Fantasy von Marco Rauch

Marco Rauch – Hinter deiner Wirklichkeit – Die Bürde des Engels

Der Urban-Fantasy-Roman von Marco Rauch handelt von Markus, der bei einem Krankenfahrdienst arbeitet und ehrenamtlich auf einer Kinderstation eines Krankenhauses hilft. Im Kindesalter entdeckt er zufällig seine Gabe zu heilen, als seine Mutter sterbenskrank wurde und durch ihn geheilt wird. Es ist nicht einfach, mit dieser Gabe zu leben, denn nicht alle Menschen können geheilt werden, manche sind und bleiben sterbenskrank. Liebevoll geht er auf die kranken Kinder ein, liest ihnen Geschichten vor, bringt ihnen Abwechslung in ihr Leben und zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Kinder.
Ein Buch, in dem es um die Gerechtigkeit in der Welt geht, um die Frage nach Gott und warum die Kleinsten so leiden müssen. Immer wieder setzt sich Markus mit sich selbst auseinander, warum gerade er die Heilkraft hat, warum manche Kinder zu heilen sind und manche sterben müssen.
Seine Freundin Daniela ist die einzige Person, die seine Gabe kennt und die ihn immer wieder unterstützt, wenn er zweifelt, ob der Weg der richtige ist.
Der Autor, Marco Rauch, den ich von der Schreib-Lust kenne, einem Online-Literatur-Projekt, wagt sich hier an ein Thema, über das in der Gesellschaft nicht gerne gesprochen wird. Die Thematisierung vom Tod eines Kindes wird dabei behutsam angegangen und doch auf den Punkt gebracht. Der Schriftsteller hat selbst als Pflegehelfer gearbeitet, dadurch wirken seine Protagonisten authentisch. Absolut sympathisch finde ich, dass Daniela Markus als Engel bezeichnet, aber nicht weil er heilen kann, sondern, weil er sich kümmert und hilft, dass die Kinder einen Moment die Schmerzen vergessen. Und dies kann jeder von uns! Denn Engel gibt es immer wieder.
Markus ist übrigens ein Fan von Fiddler´s Green einer deutschen Folk-Rock-Band aus Erlangen, wer irischen Folk mag, kommt hier auf seine Kosten.
Am Ende bekommt das Buch eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe.
Es ist der erste Roman von Marco Rauch, aber wir dürfen mehr erwarten, da dieses Buch der erste Band einer Trilogie ist. Hinter deiner Wirklichkeit ist im Self-Publishing im Jahr 2021 erschienen und kann hier erworben werden. Interessant ist das Making-of des Romans am Ende. Für das Buch hat er eine eigene Homepage hochgeladen, hier findet Ihr auch eine Leseprobe.

Abby Fabiaschi – Für immer ist die längste Zeit

Abby Fabiaschi – „Für immer ist die längste Zeit“ – Roman

Ich habe die deutsche Übersetzung von Barbara Christ gelesen, das im Fischerverlag erschienen ist.
Die Autorin erzählt aus drei Perspektiven – der Mutter (Maddy), dem Vater (Brady) und der Tochter (Eve). Maddy ist jedoch gestorben, durch einen Sturz von einem Haus. Was genau passiert ist, erfährt der Leser erst am Ende des Romans und die Spannung bis dahin hält die Autorin bis zum Schluss aufrecht. Immer wieder lässt sie kleine Hinweise einstreuen, die einen teilweise auch auf die falsche Fährte bringt. Bereits das ist schon bemerkenswert. Dazu kommt, dass Maddy zwar tot ist, aber noch nicht ganz in der anderen Welt angekommen ist, sondern sich in einer Zwischenwelt befindet. Die Mutter kann damit ihre Familie weiterhin beobachten und wie sie nach und nach feststellt auch ein wenig lenken. Am Anfang noch etwas ungeschickt, schließlich ist die Situation für Maddy auch neu, aber am Ende schafft sie es immer mehr die Menschen zu beeinflussen, wie sie es möchte. Dies ist praktisch, denn Maddy möchte, dass ihre Familie nach ihrem Tod wieder glücklich wird, deshalb versucht sie ihre pubertierende Tochter zu trösten und sucht für ihren Mann eine neue Frau, die natürlich perfekt passen sollte. Problem an der Sache ist, dass Maddy nicht weiß, wie viel Zeit ihr noch zum Richten der Dinge bleiben, denn sie stellt fest, dass der Zwischenraum tatsächlich nur eine vorübergehende Angelegenheit ist auf dem Weg in den Himmel.
Brady und Eve hingegen haben ein schwieriges Verhältnis miteinander gerade nach dem Tod der Mutter. Ein Glück ist Maddy noch da, um die beiden ein wenig zu lenken, damit sie sich wieder annähern können. Bereits am Anfang findet Brady das Tagebuch seiner Frau und liest darin, auch wenn es nicht immer erfreulich ist, was er hier lesen muss. „Wie KANN er es wagen, das zu verpassen. Ich kann es sein, dass ein so intelligenter Mensch nicht in der Lage ist, einer derartigen Selbstverständlichkeit Priorität einzuräumen? ´ich weiß, es ist beschissen, Maddy´, hat er gesagt. Aha – beschissen. Nein, du unfassbar kurzsichtiger Arsch, beschissen ist, wenn man in Urlaub fährt und Durchfall kriegt.“ Immer wieder wird Brady vor Augen gehalten, dass er einige Fehler in der Ehe und in der Beziehung mit seiner Tochter gemacht hat. Durch das Lesen im Tagebuch erhofft er sich jedoch Antworten auf seine Frage zu bekommen, warum sich seine Frau umgebracht hat. Diese Antwort erhält er am Ende des Buches, allerdings nicht durch das Tagebuch.
Mit sehr viel Witz und Ironie erzählt die Autorin die Geschichte, der Familie, in der es Probleme gibt, wie in fast jeder Familie. Wie Vater und Tochter ihre Trauer bewältigen, ist teilweise sehr rührend geschrieben (manchmal ein wenig zu dick aufgetragen), sodass einem beim Lesen die Tränen kommen. Deshalb ist es gut, dass das Buch auch viel Humor aufweist, denn dadurch können sich Weinen und Lachen abwechseln.

Abby Fabiaschi lebt in Connecticut und „Für immer ist die längste Zeit“ ist ihr erstes Buch, welches 2017 erschienen ist.