In dem kleinen Ort Pagford verstirbt das Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother unerwartet mit Anfang vierzig. Barry war sehr beliebt und hat die Menschen mit seiner optimistischen Art in seinen Bann gezogen.
Das Städtchen ist in Aufruhe, denn nun steht die Wahl eines neuen Mitgliedes bevor. Die Macht eines Gemeinderates in einer Kleinstadt ist nicht zu unterschätzen, daher gibt es einige Bewerber. Für Pagford geht es hier nicht nur um Verwaltung von Geldern, sondern auch um grundsätzliche Fragen der Zugehörigkeit von einem ärmeren Stadtteil, in dem es einige Drogenabhängige gibt. Barry kam aus diesem Ortsteil und hat sich für die Menschen dort eingesetzt und immer an sie geglaubt.
Zur Wahl stellen sich unterschiedliche Charaktere, deren Fassade (und auch der Menschen um sie herum) bröckelt im Laufe der Geschichte immer mehr.
Es geht um Vorurteile, Rassismus und soziale Herkunft.
Rowling schreibt als auktorialer Erzähler, mit dem der Leser gemeinsam, die einzelnen Menschen aus Pagford kennenlernt und durchschaut. Innerhalb eines Kapitels schaut man so mehreren Personen über die Schulter, bzw. in deren Köpfe. So erfährt der Leser bei einem Abendessen mit fünf Leuten, fünf verschiedene Gedankengänge, die teilweise vom Thema abschweifen, aber teilweise auch tiefe Abgründe ans Tageslicht befördern.
Mit diesem Erzählperspektive wird auch immer wieder der Sprachstil gewechselt, wodurch die Personen sehr authentisch wirken. Auf der einen Seite stehen Terri, drogenabhängig und immer wieder im Methadon-Programm, und ihre Tochter Krystal, die versucht sich aus der sozialen Herkunft zu befreien. Auf der anderen Seite steht die Familie Mollison, mit Howard, Gemeinderatsmitglied und Feinkosthändler, seine Frau Shirley, seinem Sohn Milles und dessen Frau Samantha, diese Familie legt viel Wert auf deren Herkunft und möchte die Methadon-Klinik am Liebsten abschaffen. Dazwischen gibt es einige Familien, die in dem Buch sehr gut charakterisiert werden.
Die Autorin entführt einen in einem tollen Erzählstil an einem Ort, der vor Doppelmoral nur so trotzt und einige Bevölkerungsschichten vertreten sind.
Besonders authentisch hat die Autorin den Konflikt der jugendlichen Kinder mit den Erwachsenen herausgearbeitet.
Spannend und dramatisch gelingt es Rowling, über die verschiedenen Menschentypen zu erzählen und über die Ereignisse, die nach dem Tod von Barry Fairbrother geschehen. Zu Beginn des Romans benötigt der Leser eine gewisse Zeit, die Charaktere zu unterscheiden, aber dann ist es ein sehr guter Roman mit Witz und Dramatik.
J.K. Rowling, geb. 1965, ist durch die Bücher um den Zauberer Harry Potter berühmt geworden. „Ein plötzlicher Todesfall“ ist erstmals 2012 als deutsche Übersetzung erschienen.

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