Elke Heidenreich – Hier geht´s lang! und Erika

Ein Tag nach dem Weltfrauentag mache ich es mir mit Büchern der wundervollen Elke Heidenreich gemütlich. Ich persönlich schätze sie sehr. Sie sagt ihre Meinung, sie eckt an und ihre Buchempfehlungen sind herausragend.
„Hier geht´s lang!“ empfehle ich allen, die gerne lesen und über den Tellerrand schauen wollen. Lesen macht glücklich und ist das Leben von Elke Heidenreich. Bücher von Frauen haben die Schriftstellerin dabei begleitet und geprägt. Das Buch handelt von ihrer persönlichen Geschichte in Bezug auf Frauenliteratur, aber nicht nur davon, sondern auch von ihrem Leben generell. Angereicht mit Bildern von ihr und den anderen Autoren. Es ist wirklich bedauerlich, dass die damalige Literatursendung „Lesen!“ abgesetzt worden ist. Es würde das heutige Fernsehprogramm wieder Format geben. Kinderbücher von Astrid Lindgren, Enid Blyton und Else Ury, die ebenfalls meine Kindheit geprägt haben, werden genauso besprochen, wie Virgina Woolf und Simone de Beauvoir. Nicht jeden Titel, den sie hier auflistet, würde ich lesen, aber ich habe mir beim Schmökern einige Notizen gemacht, welche Lektüre ich mir kaufen werde.
Ganz nebenbei (im Wartezimmer) habe ich das schmale Buch „Erika“, ebenfalls von Elke Heidenreich und dem Illustrator Michael Sowa gelesen. Es handelt vom verborgenen Sinn des Lebens und von einem riesigen Plüschschwein, die Erika. Die Feiertage stehen vor der Tür und Betty weiß nicht, wohin sie gehört. Sie begibt sich mit dem Kuscheltier auf Reisen und hat Begegnungen mit Menschen, die sie sonst nicht hätte. Eigentlich ist es eine Weihnachtsgeschichte, aber gestern hatten wir reichlich Schnee. Warum also nicht eine weihnachtliche Geschichte?

Lesechallenge Februar 2023

Zack und schon ist auch der Februar von diesem Jahr wieder rum. Meine Lesechallenge war ja für 2023: Mindestens ein älteres Buch, ein neueres Buch und ein Sachbuch zu lesen. Im Februar ist es mir wieder gelungen. Meine Auswahl für diesen Monat:
1) Ältere Buch: Das Muschelessen von Birgit Vanderbeke, erstmals erschienen 1990
2) Jüngere Buch: Hast du uns endlich gefunden von Edgar Selge, erschienen 2021
3) Sachbuch: Leitwölfe sein von Jesper Juul, erstmals erschienen 2016

Leitwölfe sein – liebevolle Führung in der Familie – von Jesper Juul
Ich habe bereits einige Bücher von Jesper Juul gelesen und so manches Interview gesehen. Jesper Juul ist Familientherapeut und für mich ein sehr bodenständiger Pädagoge. Mein Exemplar ist ein Buch aus dem Jahr 2018, das noch um ein paar Punkte (z.B. Gespräche zum Geschwisterstreit) erweitert wurde. Wieder hat mich der Autor nicht enttäuscht. Es geht in dem Buch um die Rolle der Eltern bei der Erziehung, um gesellschaftliche Defizite und um falsch verstandene Liebe zu den Kindern. Der Schriftsteller plädiert dafür, dass die Führung wieder in die Hand der Eltern genommen werden muss, denn Kinder benötigen Führung, um im Dickicht des Lebens zurechtzukommen. Drei Jahre Pandemie liegen (hoffentlich) hinter uns und daher lege ich gerade in diesen unsicheren Zeiten dieses Buch jedem Elternteil ans Herz. Er zeigt auf, dass die Kinder zwar mit Emphatie, Wertschätzung und Achtsamkeit erzogen werden sollten, aber die Richtung geben die Eltern vor. Dabei sollten diese mit gutem Beispiel vorangehen und somit Vorbilder sein. Wichtig ist, laut Jesper Juul, dass wir nicht die Freunde von unseren Kindern werden sollten, dafür haben diese Gleichaltrige. Wir dürfen und müssen uns sogar, mit unseren Kindern auseinandersetzen. An vielen Stellen zeigt er auf, wie kindisch sich doch teilweise die Eltern verhalten, wenn es um die Erziehung ihrer eigenen Kinder geht, und sich dann wundern, wie sie die Zügel aus der Hand genommen bekommen.
Jesper Juul schreibt absolut verständlich und leicht zu lesen. Aufgelockert wird es noch um Fragen von Eltern und Antworten vom Autor.
Daumen hoch für dieses Buch.

Das Muschelessen von Birgit Vanderbeke
Dieses Buch steht schon länger auf meiner Leseliste und diesen Monat habe ich es mir endlich gekauft. Übrigens gebraucht, was den Geldbeutel und die Umwelt schont. Die Geschichte wird aus der Sicht der Tochter erzählt. Dabei wirkt diese wie Gedankengänge, die aus dem Kind ungefiltert herausströmen. Eine Familie (Mutter, Sohn und Tochter) haben ein Muschelessen zubereitet und warten auf den Vater, der mit ihnen seine Beförderung feiern möchte. Die Zeit verrinnt. Der Vater kommt nicht. Die Muscheln stehen unangerührt in der Mitte des Tisches, denn es wird erst gegessen, wenn er da ist. Doch der Vater kommt nicht. So fängt die Familie an, sich zu unterhalten. Zunächst stellen sie fest, dass keiner von ihnen Muscheln mag und diese nur deshalb gegessen werden, weil es der Vater so wünscht. Erst fangen die beiden Kinder an, den Vater zu kritisieren. Sein künstliches Konstrukt einer richtigen Familie, die nie eine war und nie eine wird. Die Mutter verteidigt erstmal, um dann später ebenfalls Kritik zu äußern. Am Ende stellen die Kinder fest, es wäre besser, wenn der Vater nicht mehr nach Hause käme. Eine Familienanalyse, die sicherlich auf viele Familien projiziert werden kann. Denn es geht unter anderem um Rollen, die in einer Familie vergeben werden und zum Teil gespielt werden, damit das Gebilde aufrecht gehalten wird. Es ist ein schmales Büchlein (111 Seiten), aber es ist voller Andeutungen und Anklagen, wie sich eine Familie verändert, wenn der Vater (wobei ich sage, dass es sich um ein beliebiges Familienmitglied handeln kann) nicht anwesend ist. Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt. Super geschrieben, wobei teilweise nicht ganz einfach zu lesen, weil es fast ohne Absätze mit viel indirekter Rede geschrieben wird.

Hast du uns endlich gefunden von Edgar Selge
Dieses Buch habe ich bereits in einem separaten Blogbeitrag beschrieben.

Lesechallenge 2023

Tadaa, da bin ich wieder. Im Jahr 2022 bin ich kurz mal abgetaucht. Jede freie Minute neben der Arbeit und den Kindern habe ich in mein erstes Buch gesteckt. Und was soll ich sagen? Ich befürchte, geschriebene Bücher sind Herdentiere, denn bereits jetzt zieht mich eine weitere Buchidee in einen Schreibflow. Was jetzt aus meinem ersten Roman wird, berichte ich demnächst hier auf der Seite. Nun aber zum eigentlichen Beitrag.
Für dieses Jahr war meine Vorsatzliste wieder immens. Ein Punkt auf dieser Liste war das Lesen. 2022 ist es etwas zu kurz gekommen und wenn lesen deine Leidenschaft ist, dann bereitet eine Reduktion dieser Tätigkeit körperliche Schmerzen in Dir. Wer di

e Buchleidenschaft mit mir teilt, fühlt hier sicherlich ähnlich.
Mehr zu lesen ist für mich stets der beste Vorsatz, denn er macht am meisten Spaß.
Dieses Jahr habe ich dafür eine Lesechallenge für mich aufgestellt. In unserem Haus mit zwei Teenagerjungen wird fast ausschließlich in Challenges gedacht, um sich zu motivieren. 2023 verlasse ich auch beim Lesen meine Komfortzone und stürze mich auf Bücher, die ich sonst nicht bevorzuge, um den Horizont zu dehnen.
Dabei besteht

meine Challenge darin mindestens drei Bücher jeden Monat zu lesen. Die Voraussetzung, um für die Herausforderung gewählt zu werden, ist wie folgt: ein Buch, was vor längerer Zeit veröffentlicht wurde; ein Buch, was vor kurzem veröffentlicht wurde, und ein Sachbuch. Dies hört sich jetzt etwas nach Arbeit, anstatt nach Freude an. Aber ich sage euch: diese Challenge wird für mich die wahrste Wonne sein.
Im Januar habe ich dies erfolgreich erledigt. Immer mit dabei ist mein Lesezeichenkalender von Loriot, denn ich entzückend finde.
Das ältere Buch war „Schlafes Bruder“ von Robert Schneider. Das jüngere Buch war „Home, sweet home“ von Joy Fielding und das Sachbuch war diesmal „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl.
Ich sage es gleich vorweg, alle drei Bücher haben mich auf ihre Weise berührt.

„Schlafes Bruder“ ist ein Buch, das man nicht nebenbei liest. Es handelt sich um einen Bildungsroman. Und dies führt dazu, dass es sich empfiehlt, dieses Buch nicht im Bett kurz vor dem Schlafengehen zu lesen, sondern morgens, wenn die Familie am Wochenende noch schläft.
Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in einem kleinen Bergdorf, wo es in dieser Zeit häufig Inzucht gab und die Bildung sekundär. Hier wird Johannes Elias Alder, der Protagonist, hineingeboren. Die Art wie der Autor über Töne und Geräusche schreibt, nimmt einen mit auf eine Reise in diese Welt. Es ist kaum zu begreifen, wie Robert Schneider eine solche Vielfalt der Töne aufnimmt und beschreibt. Denn der Protagonist besitzt eine außergewöhnliche Begabung – ein Gehör, das die Töne präzise wahrnimmt und damit auch die Fähigkeit, die Musik auf der Orgel intensiv zu spielen. Diese Fertigkeit verkommt in dem verschlafenen Örtchen jedoch komplett. Das Leben von Elias und seinem Freund Peter wird durch die Eltern in die gewohnten Bahnen gelenkt. Ein Ausbrechen ist kaum möglich. Neben der Musik handelt das Buch von der unerfüllten Liebe von Elias. Im Laufe des Romans heiratet seine Angebetete einen anderen Mann und Elias verliert die Fähigkeit zu lieben, dadurch stürzt er in eine Depression. Am Ende erlangt er zwar wieder die Möglichkeit zu lieben, doch er beschließt, nicht mehr zu schlafen, um zu sterben.
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt, aber insbesondere die Art des Autors zu schreiben, hat mich fasziniert. Da habe ich auch hingenommen, dass es kein Happyend gibt.
Mein Fazit: Dieses Buch sollte in keinem Bücherregal fehlen. Achtet auf die Wortschöpfungen des Autors, es lohnt sich.

„Home, sweet home“ lässt uns in die Abgründe hinter den Türen und in den Köpfen der Menschen blicken. Die Autorin Joy Fielding kennt mit Sicherheit jeder hier, aber mit diesem Buch hat sie mal wieder einen echten Hit gelandet. Von der ersten Seite an wird man in den Bann gezogen und versetzt sich in die Protagonisten. Ein Buch für jede Lebenslage. Nur die Gefahr besteht, dass es nicht mehr aus der Hand zu legen ist.
Der Thriller spielt in einer ruhigen, gepflegten Wohnsiedlung in Florida, in die Maggie nach einem traumatischen Erlebnis mit ihrer Familie gezogen ist. Doch nicht nur ihr Mann verlässt sie, sondern auch die Nachbarschaft erweist sich nicht als so idyllisch, wie auf dem ersten Blick angenommen. Am Anfang schauen wir hinter jede Tür der Siedlung, hier fällt auf, dass jede Familie ihre Geheimnisse haben und nicht jedes davon direkt offensichtlich ist. Von Kapitel zu Kapitel erfahren wir Leser mehr von diesen Abgründen. Gesellschaftliche Probleme kommen zur Ansprache: Arbeitslosigkeit, Fremdgehen, Missbrauch, Gewalt, emotionale Abhängigkeiten. Mit diversen Cliffhangern wird das Buch spannend und der Suchtcharakter verstärkt. Erst am Ende wird aufgeklärt, was bereits am Anfang des Buches zur Sprache kommt – ein Schuss.
Fazit: Absolut empfehlenswert.

„Das Kind in dir muss Heimat finden“ ist ebenso kein Buch für nebenher. Wenn man sich gerne mit sich selbst auseinandersetzt und verstehen möchte, warum man in einigen Situationen immer wieder gleich reagiert, dann ist dieses Buch absolut richtig. Doch gleich vorab: hier muss man mitarbeiten. Dies führt auch dazu, dass vielleicht die eine oder andere Erkenntnis über einen selbst schmerzhaft ist. Ob der Ansatz in dem Buch neu ist, kann ich nicht beurteilen. Lohnenswert ist die Auseinandersetzung in jedem Fall. Und für mich hat sich die Arbeit mit dem Buch auch als richtig herausgestellt. Stefanie Stahl gibt einem immer wieder Übungen an die Hand, um mit dem verletzten „Schattenkind“ zu arbeiten, wodurch dies auch anwendbar ist.
Die unterschiedlichsten Glaubenssätze und den Umgang mit ihnen wird beschrieben, was ich persönlich sehr hilfreich fand.

Dies waren meine Januar-Bücher. Der Februar ist bereits halb rum, aber ich habe auch für diesen kurzen Monat schöne Bücher rausgesucht.
Demnächst werde ich aber mal wieder ein paar Kurzgeschichten hier zum Besten geben.

Rachel Joyce – Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie

Rachel Joyce – Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie

So fabelhaft wie das Talent von Frank ist, so fabelhaft ist dieser Roman. Ich habe die englische Übersetzung von Maria Andreas gelesen, welche im Fischer Verlag erschienen ist.
Zum Inhalt: Frank hat einen kleinen Plattenladen in einer Seitenstraße, der Unity Street. Alle Läden in der Unity Street kämpfen ums Überleben und doch möchten sie nicht aufgeben, denn sie halten zusammen. In dem Plattenladen von Frank wird nur Vinyl verkauft und nichts anderes, die Vertreter beißen sich bei ihm die Zähne aus, denn Frank bleibt standhaft bei seinem Vinyl. Der kauzige Frank hat ein Gespür für Musik, ein Gespür, welche Musik die Menschen benötigen. Er macht seine Kunden glücklich mit der Musik, die er nur für sie ausgewählt hat. Er hört den Menschen zu und sieht ihnen in die Augen und schon weiß er, welche Musik der Kunde benötigt, nicht, was er sucht, sondern was er in seinem Herzen für Musik benötigt. So hat Frank schon einigen Menschen in schwierigen Situationen geholfen.
Eines Tages steht eine Frau vor dem Plattenladen, eine Frau mit einem grünen Mantel, einer grünen Handtasche und Handschuhen, die sie niemals auszieht. Irgendetwas ist merkwürdig an dieser Frau, denn nur bei ihr kann Frank nicht die Musik hören, während er sie ansieht. Er hört keine Musik.
In dieser Geschichte steckt so viel menschliche Wärme in einer immer kälter werdenden Gesellschaft. Ein Buch über die Freundschaft und die Liebe, aber mit weichen, warmen Tönen geschrieben und am Ende kullerten ein paar Tränen von mir.
Jeder Song, der hier erwähnt wird, möchte man selbst hören, möchte man wahrnehmen, ob er einem ebenso gefällt, wie den Menschen, die dieser empfohlen wurde.
Es ist eine Entdeckungsreise in die Musik und die Menschlichkeit.

Rachel Joyce ist eine britische Autorin, die 1962 geboren wurde und 2012 den Bestseller „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ schrieb.

Hinter deiner Wirklichkeit ein Urban-Fantasy von Marco Rauch

Marco Rauch – Hinter deiner Wirklichkeit – Die Bürde des Engels

Der Urban-Fantasy-Roman von Marco Rauch handelt von Markus, der bei einem Krankenfahrdienst arbeitet und ehrenamtlich auf einer Kinderstation eines Krankenhauses hilft. Im Kindesalter entdeckt er zufällig seine Gabe zu heilen, als seine Mutter sterbenskrank wurde und durch ihn geheilt wird. Es ist nicht einfach, mit dieser Gabe zu leben, denn nicht alle Menschen können geheilt werden, manche sind und bleiben sterbenskrank. Liebevoll geht er auf die kranken Kinder ein, liest ihnen Geschichten vor, bringt ihnen Abwechslung in ihr Leben und zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Kinder.
Ein Buch, in dem es um die Gerechtigkeit in der Welt geht, um die Frage nach Gott und warum die Kleinsten so leiden müssen. Immer wieder setzt sich Markus mit sich selbst auseinander, warum gerade er die Heilkraft hat, warum manche Kinder zu heilen sind und manche sterben müssen.
Seine Freundin Daniela ist die einzige Person, die seine Gabe kennt und die ihn immer wieder unterstützt, wenn er zweifelt, ob der Weg der richtige ist.
Der Autor, Marco Rauch, den ich von der Schreib-Lust kenne, einem Online-Literatur-Projekt, wagt sich hier an ein Thema, über das in der Gesellschaft nicht gerne gesprochen wird. Die Thematisierung vom Tod eines Kindes wird dabei behutsam angegangen und doch auf den Punkt gebracht. Der Schriftsteller hat selbst als Pflegehelfer gearbeitet, dadurch wirken seine Protagonisten authentisch. Absolut sympathisch finde ich, dass Daniela Markus als Engel bezeichnet, aber nicht weil er heilen kann, sondern, weil er sich kümmert und hilft, dass die Kinder einen Moment die Schmerzen vergessen. Und dies kann jeder von uns! Denn Engel gibt es immer wieder.
Markus ist übrigens ein Fan von Fiddler´s Green einer deutschen Folk-Rock-Band aus Erlangen, wer irischen Folk mag, kommt hier auf seine Kosten.
Am Ende bekommt das Buch eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe.
Es ist der erste Roman von Marco Rauch, aber wir dürfen mehr erwarten, da dieses Buch der erste Band einer Trilogie ist. Hinter deiner Wirklichkeit ist im Self-Publishing im Jahr 2021 erschienen und kann hier erworben werden. Interessant ist das Making-of des Romans am Ende. Für das Buch hat er eine eigene Homepage hochgeladen, hier findet Ihr auch eine Leseprobe.

Abby Fabiaschi – Für immer ist die längste Zeit

Abby Fabiaschi – „Für immer ist die längste Zeit“ – Roman

Ich habe die deutsche Übersetzung von Barbara Christ gelesen, das im Fischerverlag erschienen ist.
Die Autorin erzählt aus drei Perspektiven – der Mutter (Maddy), dem Vater (Brady) und der Tochter (Eve). Maddy ist jedoch gestorben, durch einen Sturz von einem Haus. Was genau passiert ist, erfährt der Leser erst am Ende des Romans und die Spannung bis dahin hält die Autorin bis zum Schluss aufrecht. Immer wieder lässt sie kleine Hinweise einstreuen, die einen teilweise auch auf die falsche Fährte bringt. Bereits das ist schon bemerkenswert. Dazu kommt, dass Maddy zwar tot ist, aber noch nicht ganz in der anderen Welt angekommen ist, sondern sich in einer Zwischenwelt befindet. Die Mutter kann damit ihre Familie weiterhin beobachten und wie sie nach und nach feststellt auch ein wenig lenken. Am Anfang noch etwas ungeschickt, schließlich ist die Situation für Maddy auch neu, aber am Ende schafft sie es immer mehr die Menschen zu beeinflussen, wie sie es möchte. Dies ist praktisch, denn Maddy möchte, dass ihre Familie nach ihrem Tod wieder glücklich wird, deshalb versucht sie ihre pubertierende Tochter zu trösten und sucht für ihren Mann eine neue Frau, die natürlich perfekt passen sollte. Problem an der Sache ist, dass Maddy nicht weiß, wie viel Zeit ihr noch zum Richten der Dinge bleiben, denn sie stellt fest, dass der Zwischenraum tatsächlich nur eine vorübergehende Angelegenheit ist auf dem Weg in den Himmel.
Brady und Eve hingegen haben ein schwieriges Verhältnis miteinander gerade nach dem Tod der Mutter. Ein Glück ist Maddy noch da, um die beiden ein wenig zu lenken, damit sie sich wieder annähern können. Bereits am Anfang findet Brady das Tagebuch seiner Frau und liest darin, auch wenn es nicht immer erfreulich ist, was er hier lesen muss. „Wie KANN er es wagen, das zu verpassen. Ich kann es sein, dass ein so intelligenter Mensch nicht in der Lage ist, einer derartigen Selbstverständlichkeit Priorität einzuräumen? ´ich weiß, es ist beschissen, Maddy´, hat er gesagt. Aha – beschissen. Nein, du unfassbar kurzsichtiger Arsch, beschissen ist, wenn man in Urlaub fährt und Durchfall kriegt.“ Immer wieder wird Brady vor Augen gehalten, dass er einige Fehler in der Ehe und in der Beziehung mit seiner Tochter gemacht hat. Durch das Lesen im Tagebuch erhofft er sich jedoch Antworten auf seine Frage zu bekommen, warum sich seine Frau umgebracht hat. Diese Antwort erhält er am Ende des Buches, allerdings nicht durch das Tagebuch.
Mit sehr viel Witz und Ironie erzählt die Autorin die Geschichte, der Familie, in der es Probleme gibt, wie in fast jeder Familie. Wie Vater und Tochter ihre Trauer bewältigen, ist teilweise sehr rührend geschrieben (manchmal ein wenig zu dick aufgetragen), sodass einem beim Lesen die Tränen kommen. Deshalb ist es gut, dass das Buch auch viel Humor aufweist, denn dadurch können sich Weinen und Lachen abwechseln.

Abby Fabiaschi lebt in Connecticut und „Für immer ist die längste Zeit“ ist ihr erstes Buch, welches 2017 erschienen ist.

Jorge Bucay – Komm ich erzähl dir eine Geschichte

Jorge Bucay – komm, ich erzähl dir eine Geschichte

Das wirklich sehr kleine Buch handelt von dem Psychoanalytiker Jorge, der seinem Patienten Demian Geschichten bei den Therapiesitzungen erzählt. Wenn ich sage klein, dann meine ich die tatsächliche Größe, die mit 9,5cm mal 14,5cm und 331 Seiten recht klein ist für ein Buch.
Einige der Geschichten kannte ich bereits vorher in dieser oder einer ähnlichen Form, einige lese ich das erste Mal und bin begeistert. Diese kleinen Geschichten, die Jorge hier erzählt, verbergen natürlich immer eine Lebensweisheit. Einige dieser Erzählungen stammen von Jorge Bucay selbst, andere sind überlieferte Sagen oder Märchen.
Zwischen den Geschichten unterhalten sich Demian und Jorge über die Probleme des Patienten. Ich war mir zunächst unschlüssig, ob dieser Übergang wirklich notwendig ist, habe mich aber insbesondere am Ende des Buches sehr über diese Diskussionen zwischen Jorge und Demian gefreut. Der Vorteil dieser Zwischensequenzen ist, dass die Lebensweisheit der Geschichte oder des Märchens bereits erläutert wird, denn es hat immer einen Grund, warum der Analytiker Jorge gerade diese Geschichte dem Patienten erzählt. So kann der Leser, die Erzählung direkt intensiver lesen und bereits während des Lesens über die Lehre nachdenken und muss nicht erst nach dieser suchen. Es gibt einige Weisheiten über Lügen im Leben, hier war die Unterhaltung dazwischen bereits zum Nachdenken.
Ein wunderschönes Buch, welches bei mir nun auf der Liste steht „Bücher, die man gut verschenken kann“. Solche kleinen Aufmerksamkeiten bringt man gerne als Geschenk für andere mit. Dieses Buch verleitet einen über das Leben an sich und über sich selbst nachzudenken. Jedoch nicht mit schwerer Kost, sondern eben mit diesen Geschichten, dadurch bleibt es unterhaltsam und witzig. Ironisch betrachtet Jorge Bucay auch sich selbst, der sich in dem Buch häufig “Der Dicke” nennt.
Ich habe gerne die Diamenten in den einzelnen Erzählungen gesucht und manchmal auch gefunden.
Ich habe die deutsche Übersetzung aus dem Spanischen von Stephanie von Harrach gelesen, diese erschien 2008 im FISCHER Verlag. Die Originalausgabe wurde 1999 veröffentlicht unter dem Titel „Déjame que te cuente…“
Jorge Bucay wurde 1949 in Buenos Aires geboren, ist sowohl Autor als auch Psychiater und Gestalttherapeut. Seine Bücher sind von seiner eigenen therapeutischen Arbeit geprägt.