Zack und schon ist auch der Februar von diesem Jahr wieder rum. Meine Lesechallenge war ja für 2023: Mindestens ein älteres Buch, ein neueres Buch und ein Sachbuch zu lesen. Im Februar ist es mir wieder gelungen. Meine Auswahl für diesen Monat:
1) Ältere Buch: Das Muschelessen von Birgit Vanderbeke, erstmals erschienen 1990
2) Jüngere Buch: Hast du uns endlich gefunden von Edgar Selge, erschienen 2021
3) Sachbuch: Leitwölfe sein von Jesper Juul, erstmals erschienen 2016

Leitwölfe sein – liebevolle Führung in der Familie – von Jesper Juul
Ich habe bereits einige Bücher von Jesper Juul gelesen und so manches Interview gesehen. Jesper Juul ist Familientherapeut und für mich ein sehr bodenständiger Pädagoge. Mein Exemplar ist ein Buch aus dem Jahr 2018, das noch um ein paar Punkte (z.B. Gespräche zum Geschwisterstreit) erweitert wurde. Wieder hat mich der Autor nicht enttäuscht. Es geht in dem Buch um die Rolle der Eltern bei der Erziehung, um gesellschaftliche Defizite und um falsch verstandene Liebe zu den Kindern. Der Schriftsteller plädiert dafür, dass die Führung wieder in die Hand der Eltern genommen werden muss, denn Kinder benötigen Führung, um im Dickicht des Lebens zurechtzukommen. Drei Jahre Pandemie liegen (hoffentlich) hinter uns und daher lege ich gerade in diesen unsicheren Zeiten dieses Buch jedem Elternteil ans Herz. Er zeigt auf, dass die Kinder zwar mit Emphatie, Wertschätzung und Achtsamkeit erzogen werden sollten, aber die Richtung geben die Eltern vor. Dabei sollten diese mit gutem Beispiel vorangehen und somit Vorbilder sein. Wichtig ist, laut Jesper Juul, dass wir nicht die Freunde von unseren Kindern werden sollten, dafür haben diese Gleichaltrige. Wir dürfen und müssen uns sogar, mit unseren Kindern auseinandersetzen. An vielen Stellen zeigt er auf, wie kindisch sich doch teilweise die Eltern verhalten, wenn es um die Erziehung ihrer eigenen Kinder geht, und sich dann wundern, wie sie die Zügel aus der Hand genommen bekommen.
Jesper Juul schreibt absolut verständlich und leicht zu lesen. Aufgelockert wird es noch um Fragen von Eltern und Antworten vom Autor.
Daumen hoch für dieses Buch.

Das Muschelessen von Birgit Vanderbeke
Dieses Buch steht schon länger auf meiner Leseliste und diesen Monat habe ich es mir endlich gekauft. Übrigens gebraucht, was den Geldbeutel und die Umwelt schont. Die Geschichte wird aus der Sicht der Tochter erzählt. Dabei wirkt diese wie Gedankengänge, die aus dem Kind ungefiltert herausströmen. Eine Familie (Mutter, Sohn und Tochter) haben ein Muschelessen zubereitet und warten auf den Vater, der mit ihnen seine Beförderung feiern möchte. Die Zeit verrinnt. Der Vater kommt nicht. Die Muscheln stehen unangerührt in der Mitte des Tisches, denn es wird erst gegessen, wenn er da ist. Doch der Vater kommt nicht. So fängt die Familie an, sich zu unterhalten. Zunächst stellen sie fest, dass keiner von ihnen Muscheln mag und diese nur deshalb gegessen werden, weil es der Vater so wünscht. Erst fangen die beiden Kinder an, den Vater zu kritisieren. Sein künstliches Konstrukt einer richtigen Familie, die nie eine war und nie eine wird. Die Mutter verteidigt erstmal, um dann später ebenfalls Kritik zu äußern. Am Ende stellen die Kinder fest, es wäre besser, wenn der Vater nicht mehr nach Hause käme. Eine Familienanalyse, die sicherlich auf viele Familien projiziert werden kann. Denn es geht unter anderem um Rollen, die in einer Familie vergeben werden und zum Teil gespielt werden, damit das Gebilde aufrecht gehalten wird. Es ist ein schmales Büchlein (111 Seiten), aber es ist voller Andeutungen und Anklagen, wie sich eine Familie verändert, wenn der Vater (wobei ich sage, dass es sich um ein beliebiges Familienmitglied handeln kann) nicht anwesend ist. Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt. Super geschrieben, wobei teilweise nicht ganz einfach zu lesen, weil es fast ohne Absätze mit viel indirekter Rede geschrieben wird.

Hast du uns endlich gefunden von Edgar Selge
Dieses Buch habe ich bereits in einem separaten Blogbeitrag beschrieben.

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